Seit Jahren unterhalte ich mich mit einem meiner besten Freunde über die Faszination des lykischen Weges in der Türkei und auch die Presse ist angetan. Laut Sunday Times ist die Wanderroute, einer der schönsten Fernwanderwege der Welt und Die Zeit schreibt, dass Wandern hier noch ein Abenteuer sei. Dann lasst uns mal schauen, ob es wirklich so ist. :)
Der lykische Weg – Zahlen, Daten, Fakten
Als Einstieg ein paar Fakten zum lykischen Weg:
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Länge: 504 km
Etappen: 26
Von Fethiye nach Hisarçandir (westlich von Antalya)
Höhenmeter: 29.232 hm
Der lykische Weg ist ein Zusammenschluss von historischen Handelswegen, die ab 1995 durch die Britin Kate Clow in mühsamster Kleinstarbeit mit rot-weiß bemalten Steinen markiert wurde.
Im Jahr 2015 bin ich schon mal einen ganz kleinen Abschnitt gegangen und habe mich auf den paar Meter schon mehrmals verlaufen. (Inklusive Video :D) Deshalb das wichtigste vorweg: Den Weg niemals allein bestreiten!
Das zweitwichtigste war unser Wanderbuch:
Hier drin finden sich detaillierte Informationen zu den Etappen und allgemeine Infos rund um das Wandern an der lykischen Küste (Kleidung, Wasserversorgung, Reisezeit usw.)
Anreise in die Türkei
Mit dem Flugzeug ging es von Berlin über Istanbul nach Dalaman (DLM) . Vom DLM weiter mit einem Reisebus nach Fethiye und von dort nach Öledeniz, dem Startpunkt unserer Wanderung. :)
Angekommen in Öledeniz war der eigentliche Plan einen Abstecher zu einem der für mich schönsten Orte der Türkei zu machen, dem Butterfly Valley, das mich 2015 einfach verzaubert hat. Da man die Bucht nur vom Wasser aus erreichen kann, ist man auf ein Boot angewiesen, das zwischen der Bucht von Öledeniz und dem Butterfly Valley verkehrt.
Der Preis beträgt normalerweise 50 TL (Türkische Lira) das entspricht ca. 1,50 €. Da die Türkei aber seit Jahren mit einer enorm hohen Inflation zu kämpfen hat, werden Preise auch gern mal situativ geändert und entsprechend angepasst. Das ist uns leider nicht nur hier, sondern während unseres kompletten Urlaubes begegnet.
So wollte der Kollege vom Taxi Boot, umgerechnet 50€ pro Person, das ich allerdings nicht eingesehen habe und wir somit den Tag am Strand von Öledeniz verbracht haben. :)
Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und war perfekt zum Schwimmen, das eigentliche Highlight ist hier aber das Paragliding. Im Minutentakt kann man den Gleitschirmfliegern beim Landen auf ein paar Metern Grünstreifen zuschauen.
Um am ersten Tag nicht gleich einen Sonnenbrand zu riskieren, machten wir uns langsam auf den Weg zu unserem Hotel, das wir in der Nähe des Starts der ersten Etappe gebucht hatten.
Hinweis: Das Hotelreiseportal Booking ist von der Türkei aus gesperrt. Gebucht werden kann allerdings im Vorfeld aus Deutschland.
So, noch einmal kurz in den Pool springen und dann stärken für den nächsten Tag. Die türkische Küche ist und bleibt eine der besten für mich. Frisch, vielfältig und lecker. Schwierig war nur die Versorgung mit meinem türkischen Lieblingsdessert…Dazu später mehr. :D
1.Tag | 1. Etappe: Ovacik – Faralya
Guten Morgen! Am 23.09.23 starteten wir die Wanderung auf dem lykischen Weg. 13,5 km mit steilem Anstieg am Anfang und einem starken Gefälle am Ende. Klasse :D
Wobei, das stimmt nicht ganz, denn wir mussten ja erstmal zum Start gehen. :) Nach 700m ging es aber los. :D
Jetzt aber! Start!
Vorher noch einen Blick auf die Karte werfen, auf der die Etappen sehr gut eingezeichnet sind.
Wir sind nicht alle Strecken gelaufen, dafür fehlte uns schlicht die Zeit, aber wir haben uns viele schöne Routen herausgesucht.
Jetzt aber wirklich los! Außer uns waren keine anderen Wanderer am Start und so gingen wir den Weg zu zweit und folgten brav den Pfeilen.
Und ab jetzt ging es nur noch bergauf, die Schweißproduktion kam in Wallung, aber sobald man sich umdreht wurde man entschädigt. :)
Noch besser als der Blick in den Rückspiegel war aber, dass nach ein paar weiteren Höhenmetern ein Verkäufer am Wegesrand stand und seine frisch gepressten Orangen und Granatapfelsäfte anbot. LECKER!
Jetzt konnte es weiter vorbei an Sträuchern und Pinienwäldern bis über die Kuppe in den kleinen Ort Kozağacı, in dem es ein kleines Familiengeführtes Cafe gibt, mit dem besten Gözleme, der ganzen Reise.
Nachdem wir bezahlt und uns für das leckere Essen bedankt hatten, ging es weiter, vorbei an schroffen Felsen und jetzt mit zwei Wanderkollegen an der Seite, die uns ab und zu wieder auf dem richtigen Pfad brachten. :D
Nur noch 3 km bis nach Faralya, sagt zumindest das Schild, angefühlt hat es sich wie 10 km. :D
Nach 3 km hatten wir die erste Etappe des lykischen Weges tatsächlich geschafft!
Bäm!
Darauf gönnten wir uns erstmal einen Narsaft (Granatapfelsaft). Herrlich! Etwas anstrengend wurde es allerdings danach, denn der Bus der uns zur nächsten Etappe bringen sollte, ließ eine Weile auf sich warten. Als wir dann aber doch endlich drinsaßen, waren wir froh und konnten den zweiten Tag planen. Wir entschieden uns dazu die 6. Etappe des lykischen Weges andersrum zu gehen und buchten uns dafür ein Hotelzimmer in Kalkan. Der Ort war touristisch erschlossen und am Abend wuselten vor allem britische Touristen durch die kleinen Gassen des Ortes. Trotzdem hat es sich hier nicht überfüllt oder nach Billigtourismus angefühlt. Kalkan kann man sich merken. :)
2. Tag | 6. Etappe: Akbel – Xanthos (Kinik)
Günaydın! Mit diesem Blick kann man doch in den Tag starten. :)
Was stand am zweiten Tag auf dem Programm?
21km in 7 Stunden Wandern. Das klingt sportlich. :D
Die Höhenmeter müssen einmal gedreht werden, weil wir die Route andersrum gegangen sind als abgebildet.
Der Grund für die Wahl dieser Etappe war, der Besuch von Xanthos, einer antiken Stadt, die seit 1988 zum Weltkulturerbe zählt. Die Schuhe mussten noch geschnürt werden bevor es über Stock und Stein ging. Wie schon in der Einleitung beschrieben, waren das unsere Freunde, vorallem die rot-weißen. :)
Am Anfang der Etappe hatten wir starke Probleme auf dem Weg zu bleiben, vor allem weil wir nicht wussten, wann die nächste Markierung kommt. Die Umgebung war sehr flach und ein richtiger Pfad war kaum zu erkennen. Um dennoch nicht zu weit verloren zu gehen, haben wir zwei Apps genutzt, die uns sehr geholfen haben.
- All Trail App
- MapsMe
Nach ein bisschen hin und her abseits der Wege kamen wir zwar wieder auf Spur, aber jetzt wurde es deutlich steiniger.
- MapsMe
So ging es die nächsten 5 km über Stock und Stein und das ein oder andere Mal fanden wir uns zerkratzt in Büschen wieder. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Routenplanung war unser Wasservorrat, den wir bei uns trugen. Gewicht vs. Dehydration! Jeder hatte ca. 2L bei sich, aber sobald es sich anbot, füllten wir unsere Vorräte auf. Im Wanderbuch sind die Zisternen und Wasserhähne am Wegesrand eingezeichnet, so wie diese hier im kleinen Ort Üzümlü.
Eine kleine Pause gönnten wir uns im örtlichen Café, das an diesem Tag nur von Männern besucht war. So richtig zuordnen konnte uns wohl keiner aber die Neugierde siegte und einer der Männer kam zu unserem Tisch, nahm freundlich unser Buch, das wir auf den Tisch gelegt hatten und studierte es mit seinen Kollegen. Nach unserem Snack bekamen wir das Buch zurück und wurden nett verabschiedet.
Die nächsten Kilometer führten durch vertrocknete Gegenden, einen kleinen Nadelwald und einer Fläche, die im Buch als „Zeltplatz“ beschrieben ist. Das wäre natürlich auch nochmal eine schöne Herausforderung. Diesen oder einen anderen Weg gehen und nur im Zelt übernachten. Hätte was!
Herausgerissen aus meinen Gedanken wurde ich durch das Plätschern von fließendem Wasser. Ein kleiner Bach, an dem das Grün von allen Seiten sprießt.
Doch nicht nur die Flora kommt aus sich raus, sondern auch die Fauna fühlt sich hier am Wasser sehr wohl! Erschrocken durch die Schildkröte musste ich reflexartig schreien :D Ich zog mein Bein aus dem Bach und die Schildkröte lief um ihr Leben.
Spoiler: Wir haben beide überlebt.
Wir folgten dem Wasser, das über mehrere Aquädukte floss, bis es gänzlich umgeleitet wurde, um für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen genutzt zu werden. Vorteil für uns war, dass unsere Füße wieder trocknen konnten. :)
Nach der nassen Abwechslung ging es wieder zurück zu alten Pfaden und die sollten sich ziehen. Im Kopf geblieben ist mir ein Wald, der im Buch als Abladestation für Müll beschrieben wurde. So traurig es sich liest, so real war es leider auch. Wir konnten live beobachten, wie Autos in den Wald bogen, der Müll abgeladen und weiter gefahren wurde. Müll war auf der ganzen Reise ein ständiger Begleiter, dem hoffentlich so schnell wie möglich der Kampf angesagt wird. Nachdem wir den Müll-Wald passiert hatten, sahen wir die ersten Zeichen, auf denen Xanthos ausgeschildert war und nach ein paar weiteren Kilometern auch endlich die alten Tempelruinen.
Neben der Tempelanlage stand ein Kiosk und ich hoffte, dass es wieder einen köstlichen Granatapfelsaft gab. Und ja, es gab welchen. :D Außerdem wieder Orangensaft und einen Tipp, der lautete, die beiden Säfte miteinander zu vermischen. Ok, probiere ich allerdings nicht heute. :)
Nachdem wir unseren Granatapfelsafthaushalt aufgefüllt hatten, gingen wir die Tempelanlagen erkunden dazu ein kurzer schwenk zum Geschichtsteil:
Xanthos ist eine Ruinenstätte in der Türkei. Einst war die Stadt Sinnbild des lykischen Freiheitsdranges und stand dem lykischen Städtebund vor. Zudem lag mit der Pilgerstädte Letoon das Hauptheiligtum der Lykier in Fuß nähe. Die Ruinenanlagen sind besonders bekannt für die Grabmäler.
Bewegung hatten wir heute genügend, gelernt haben wir auch etwas, fehlt nur noch eins, leckeres Essen und das bekamen wir. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir hier das leckerste Essen auf der ganzen Tour bekommen habe.
Das Restaurant war das Belgin´ s Kitchen in Kalkan und das Gericht Hünkar Beğendi. Ein Lamm-Eintopf auf Auberginen-Püree und einer Lovestory.
Das Rezept und die Geschichte gibt es hier -> Link
Für mich war das Essen, die Location und der Service eine 10 von 10. Nur eine Sache hätte ich mir gewünscht un,d zwar türkischen Milchreis zum Dessert. :D
Nachdem wir wie die Sultane gespeist hatten, fielen wir sehr müde in unsere Gemächer und freuten und schon auf die nächste Wanderetappe. :)
3. Tag | 7. Etappe: Akbel – Patara
Einen wunderschönen guten Morgen, am dritten Tag ging es an den Strand! Endlich! Auf diesen hatte ich mich schon sehr gefreut, denn der Strand von Patara ist mit 18 km der längste Strand der Türkei. Außerdem soll hier mit Blick auf den Naturschutz kein Massentourismus stattfinden.
Davon wollte ich mich selbst überzeugen und so stiefelten wir aus Kalkan los, Richtung Patara Beach. Der Start war etwas hakelig, aber nach mehrmaligen falsch Abbiegen gelangten wir dann doch noch auf den lykischen Weg. :)
Als Hilfe dienten nicht nur die farblichen Markierungen, sondern auch die „Baba“(türkisch für „Vater“).
Der Weg führte vorbei an grünen Sträuchern und einer Vielzahl von ausgetrockneten Aquädukten.
An dem hier fanden wir ein paar Bäume und nutzen diese auch gleich als kleinen Picknickplatz. Nar Saft gabs heute noch nicht aber wer weiß was noch kommt. :D Also weiter gehts mit Sack und Pack in Richtung Patara.
Die letzten Kilometer nach Patara waren oftmals breite Waldwege, die auch von den Forstarbeitern genutzt wurden, aber als dann die ersten lykische Steingräber am Wegesrand aufkamen wurde es wieder interessant.
Ein paar Meter weiter konnten wir schon den Weg nach Patara sehen und wir blieben nicht allein, denn ein Vierbeiner schloss sich uns an. :)
Zu dritt ging es weiter Richtung Strand, aber vorher mussten wir Eintritt bezahlen. Der Preis lag zu dem Zeitpunkt bei 200 TL pro Person = 6 €
Nachdem wir die Rechnung beglichen hatten und weitergingen, erreichten wir die Ausgrabungsstätten von Patara, die eine der wichtigsten Städte Lykiens war.
Empfehlung: Lykien – das versandete Reich – wissenschaft.de
Da wir aber komplette durchgeschwitzt und uns nur noch auf den Strand freuten, erforschten wir nicht jeden einzelnen Stein, sondern schleppten uns mit letzter Kraft zum Meer. Und es hat sich gelohnt. :D
Mein Körper ist wie ein nasser Sack ins Wasser gefallen. :D Ohne Kraft und Spannung bin ich umhergetrieben und hab es genossen. Hach! Herrrrrliiiichhhh.
Kaum waren wir im Wasser, hat uns auch unser neuer Kumpel verlassen und sich neue Freunde gesucht. :D
Ich weiß gar nicht, wie lange wir hier waren, aber den letzten Bus vom Strand in die nächste Stadt, erreichten wir pünktlich. :) Etwas unangenehm berührt, weil die Klamotten bis auf die letzte Faser durchgeschwitzt waren, fuhren wir nach Kas und erreichten dort das schönste Hotel unserer Reise.
Wir bekamen sogar eine Kunststoffbadewanne auf unser Zimmer um unsere Klamotten einmal ordentlich durchzuwaschen. Wurde auch Zeit :D
Am Abend fanden wir ein richtig authentisches Restaurant in Kas, das Emre Restaurant! Absolute Empfehlung für alle, die es familiärer und echter mögen. :D
Einen kleinen Wermutstropfen gabs aber auch hier, denn zum Dessert gab es wie schon alle Tage zuvor keinen Milchreis. :(
Nach dem Essen drehten wir eine kleine Runde am Hafen von Kas und sahen die Antwort auf die Elektromobilität aus der Türkei. Den T10x von Togg.
Die Schlange an dem Fahrzeug waren einige Meter lang und die Menschen schienen sehr interessiert und auch ich bin gespannt, wie Togg zukünftig den E-Markt aufmischen wird.
Nach diesem futuristischen Ausblick in die Zukunft ging es wieder zurück in die Realität, in eine sehr leckere, denn es war endlich so weit. Wir fanden ein Café, das Milchreis verkauft. Jackpot! MHHHHHHHH
Ein schweißtreibender Tag lag hinter uns und wir schliefen schon fast im Stehen ein :D Also ab ins Bett.
´4. Tag: Reisetag | Von Kaş nach Karaöz
Heute starteten wir mit einem ausgezeichneten Frühstück in den Tag. Von Ei, über türkische Oliven bis Schafskäse war alles dabei. Schade, das wir schon wieder auschecken mussten, hier hätte ich noch eine Nacht bleiben können.
Dafür gönnten wir uns und unseren Wanderschuhen heute mal eine Pause und nahmen den Bus, um ein paar Etappen zu überspringen.
Die Zeit vor der Busabfahrt nutzen wir aber noch für etwas Sightseeing und auch hier in Kaş wurde in der Vergangenheit von Byzantinern, Osmanen und Römern viel gebaut.
Und auch die Lykier haben Ihre Spuren hinterlassen.
Nach dem geschichtlichen Programm schlenderten wir zum Abschluss noch einmal durch die Innenstadt, um dann mit frischen Wasserflaschen in den Bus Richtung Karaöz zu steigen. Auf der Busfahrt wurden wir einmal von der Polizei zwecks Ausweiskontrolle von der Polizei angehalten, aber sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse. Ein Problem war nur, dass wir vom Busbahnhof aus noch einige Kilometer bis nach Karaöz hatten, aber kein Bus mehr fuhr. Also nahmen wir das Taxi und erreichten den Ort entspannt und konnten unseren Muskelkater mal Muskelkater sein lassen. :D Heute schliefen wir in einer familiengeführten Pension, in der wir sehr, sehr herzlich empfangen wurden. Wir waren auch zum Abendessen eingeladen und freuten uns schon drauf, gingen aber, bis es so weit war an den Strand und entspannten mit den Einheimischen.
Das Wasser hatte die optimale Temperatur zum Schwimmen und bis auf ein paar Einheimische war der Strand leer.
Als die Sonne untergegangen war, gingen wir zurück in die Unterkunft, um uns kurz frisch zu machen für das Abendessen. Wir setzten uns zu unserem Vermieter und bekamen ein leckeres Menü. Fisch, Salat, Beilagen und zum Nachtisch frisches Obst. Außerdem zeigte er uns seine dicken Gästebücher, in der sich scheinbar schon die halbe Welt verewigt hat. Als Highlight und zum Abschluss des Tages bekamen wir noch eine Führung durch sein kleines privates Museum. Alte Fotoapparate, Musikinstrumente und sogar zwei Gewehre waren dabei. Wobei die Gewehre sind keine Ausstellungsstücke, sondern werden noch genutzt. Dazu Morgen mehr. :)
5. Tag | 20. Etappe: Von Karaöz nach Adrasan
Auch hier bekamen wir ein fürstliches Frühstück. Ich verstehe gar nicht, warum ich davon keine Fotos gemacht habe. :D Die Türken wissen wie man den Tag startet und so begannen wir voller Energie unsere, mit 22 km längste Etappe.
Der Start verlief abwechselnd am Strand und im Wald und eignete sich hervorragend für ein Warm-Up. :)
Die erste Pause bahnte sich durch eine aufgespannte Hängematte schon an und dieser konnte ich auch einfach nicht widerstehen. :)
Es war wunderbar, der Strand, das Wasser, das Wetter und so gingen wir weiter, vorbei an Campingplätzen. Irritiert haben uns nur irgendwann Schüsse, die immer wieder abgefeuert wurden. Unser Herbergsvater von gestern hatte uns beim Anblick des Gewehres gesagt, dass er damit Wildschweine jagt und das war wahrscheinlich auch hier der Fall. Als wir dem Jäger aber immer näher kamen und ihn sogar aus ein paar Metern Entfernung sahen, wie er mit seinem Gewehr herumballerte, nachlud und wieder schoss, wurde mir schon sehr, sehr mulmig. Wir konnten sehen wie er und sein Hund ein bisschen planlos durch den Wald irrten, passten einen Moment ab, in dem er nachladen mussten und passierten schnell den Waldweg. Als die Schüsse langsam verhallten, konnten wir uns wieder auf die Wanderung konzentrieren. :)
Danach stand der Aufstieg zum Leuchtturm an und ließ unseren Blutkreislauf mal wieder in Wallung kommen.
Auch diesen Aufstieg schafften wir irgendwie und irgendwann. :D
Und bekamen eine atemberaubende Aussicht.
Es ging noch etwas höher über einen Pass, den wir froh waren irgendwann gefunden zu haben. :D Dann wanderten wir erstmal wieder bergab und ich würde sagen, das war die „lebendigste“ Etappe. Wir sahen eine dicke fette Schlange den Weg überqueren, eine Wildschweinrotte, die sich glücklicherweise vor Schreck wegrannte und dieses kleine Chamäleon.
Von hieraus war es auch nicht mehr weit bis zu unserem Ziel, dachten wir zumindest :D Wir überquerten noch eine alte Kamelfarm und erreichten den Strand von Adrasan.
Leider hatte ich unsere Unterkunft etwas unglücklich im Nirgendwo gewählt. :D Wir hatten aber Glück, als ein Auto anhielt und wohl schon ahnte, dass wir mit unseren Kräften am Ende waren. Er war ein netter Saudi-Araber, der Urlaub in der Gegend macht, zu mehr Konversation hatten wir aber keine Zeit, weil wir doch recht zügig unser Hotel erreichten. :D Vielen Dank fürs Mitnehmen. :)
Unsere Unterkunft war ganz nett aber scheinbar grad von einem neuen Eigentümer übernommen, der noch ein paar bauliche Änderungen vornahm. Am Abend wagten wir uns nochmal in unsere Schuhe oder eher Flip-Flops und gingen nach Adrasan, um bei einem leckeren Abendessen, das Erreichen unserer längsten Etappe zu feiern. :)
6. Tag | 21. Etappe: Adrasan – Cirali (Olympos)
Guten Morgen Adrasan!
Am sechsten Tag stand ein steiler Auf- und Abstieg an und um den zu meistern, gab es erstmal ein üppiges türkisches Frühstück.
Danach wurden die Siebensachen gepackt und los gewandert. 16 km lagen vor uns bis nach Olympos, eine historische lykische Stadt, die ein Paradies für Backpacker ist.
Nach ca. einem Kilometer konnten wir schon den Berg sehen, den es heute zu bezwingen gilt. :)
Auf dem Weg hatten wir auch hier wieder tierischen Kontakt. :)
Und dieses Mal einige enge Felsspalten, die wir aber problemlos passierten und es keine Verletzungen, wie auf Madeira gab. :D
Der Aufstieg war nicht ohne aber der Ausblick entschädigte mal wieder für Blut und Schweiß. :D
Ein wenig hatte ich die Hoffnung auf einen fliegenden Nar-Saft Händler zu stoßen und meine Hoffnungen wurden erfüllt! TADA!
Es hat geschmeckt, aber auch in den Bergen regiert das Angebot/Nachfrage Prinzip und sportliche Preise.
Jetzt gehts hoch! Und höher und noch höher, bis wir endlich den Pass überquerten. Von nun an gehts nur noch bergab. Yiha :D
Wir gingen durch fast dschungelartige Wälder und sahen dieses Schild. Was bedeutet es? Noch 11km? Ich hoffe nicht :D
Die letzten 2 km schafften wir mit links. Na ja, ein paar mehr Meter waren es noch, weil unsere Unterkunft auch hier nicht wieder direkt am Strand, sondern etwas ab vom Schuss lag.
Dafür wohnten wir diese Nacht wie die Hobbits. :D Und wir waren die einzigen Gäste.
Heute wurde das Halbpensionsangebot gebucht und es stellte sich raus, dass es die richtige Entscheidung war. :D
Das war nur einer von drei Gängen, war aber nach der Anreise auch genau das richtige :D
Gute Nacht aus dem Hobbithaus :)
7. Tag | 22. Etappe Ausweichroute Cirali – Beycik (Tekirova)
Geweckt wurden wir durch die warmen Sonnenstrahlen, die durch das Hobbitfenster fielen. :)
Heute war unser letzter Wandertag und wir zermarterten uns schon seit Tagen den Kopf, welche Route, wir gehen sollten. Entschieden haben wir uns für die Ausweichroute an der Küste und es war eine sehr gute Wahl. :)
Unser Gastgeber war so nett uns am Morgen mit dem Auto zum Startpunkt, den Strand von Olympos zu fahren an dem unsere Etappe begann.
Die ersten 3 km waren easy aber danach gings wieder auf und ab.
Am Strand von Olympos hätten wir es bestimmt auch ein paar Tage länger bleiben können. :)
Das Schöne an der Etappe war, dass wir dem Wasser so dicht kamen, dass wir uns ab und zu eine Erfrischung gönnten und auf der Route so wenig los war. Ab und zu traf man mal den ein oder anderen Wanderer, aber es war immer entspannt und nie zu voll.
Für mich war diese Etappe einer der schönsten, wenn nicht sogar die Schönste! Eine gute Mischung aus Meer und Wald, die Höhenmeter waren perfekt, das Wetter spielte mit. Und ich konnte wunderschöne Fotos schießen. :D
Nur das Ende der Etappe war irgendwie schräg. Das war nämlich die Stadt Tekirova, die mir bis dato nichts gesagt hat.
Laut Wikipedia ist es eine touristisch erschlossene Gemeinde und was für eine. Wir kamen am Strand von Tekirova an und sind von dort aus mit Sack und Pack durch eine Hotelanlage, vorbei an Bars, Sportcenter und Hotelrezeption bis wir endlich eine Bushaltestelle erreichten. Was dabei sofort ins Auge stach, war, dass alle Schriftzeichen in der Stadt auf kyrillisch waren.
Der Plan war von Tekirova aus mit dem Bus zurück nach Kaş zu fahren, um dort den Urlaub ausklingen zu lassen. Der Bus war allerdings nur ein Bus, der von Hotel zu Hotel verkehrt und da sich die Gemeinde auf russische Touristen spezialisiert hat, konnte man sich aussuchen, ob man mit dem Busfahrer Türkisch oder Russisch sprechen möchte. Mit Händen und Füßen ging dann doch alles irgendwie :D
Hände und Füße waren auch das Motto bei der nächsten Busfahrt, bei dem es wohl Streit um unsere Sitzplätze gab. Eine Gruppe älterer Damen hat sich auf unsere Plätze gesetzt, was für mich ok war, aber für den Rest der Passagiere wohl nicht. Ein lautes durcheinander und immer wieder Blicke und Handbewegungen, die mir signalisierten, ich solle meinen Sitzplatz einfordern. Als die Damen irgendwann ausstiegen und ich mich setzte, kam nochmal Zuspruch von allen Seiten. :D
Den Abend verbrachten wir nochmal in Kaş und das bei einer Spezialität, die ich unbedingt noch kosten wollte. Einem Balik Ekmek oder auf Deutsch, Fischbrötchen. Ein Restaurant fiel mir dabei ins Auge, und zwar das Havana Balik Evi, etwas touristisch, aber das liegt wahrscheinlich an der Stadt. Alles in allem war das ein schöner Abschluss in Kaş.
8. Tag | Rückreise nach Fethiye
Den letzten Tag ließen wir ganz entspannt angehen und genossen das Frühstück im Hotel, das war diesmal nicht typisch türkisch, aber trotzdem richtig gut. Nach dem Auschecken gingen wir noch ein letztes Mal zum Strand und füllten unsere Vitamin-D Speicher für den Winter in Deutschland auf.
Danach ging es mit dem Bus zurück nach Fethiye und von dort aus zum Flughafen Dalaman, an dem die Reise vor einer Woche begonnen hatte.
Mit dem Flieger landeten wir im regnerische Berlin aßen erstmal einen Döner. Ne, Spaß :D Aber wir kommen wieder. :)
Güle güle
Fazit:
Eine Woche Wandern hätte ich mir vor ein paar Jahren wahrscheinlich noch nicht vorstellen können und dann noch in der Türkei, klingt irgendwie schräg, aber für mich war es ein perfekter Urlaub.
Es reizt mich dennoch einmal die gesamte Route zu gehen und die Nächte im eigenen Zelt auf dem lykischen Weg zu verbringen. Wer weiß….vielleicht beim nächsten Mal. :)
Es war mal wieder schön in der Türkei zu sein, denn das Land ist immer eine Reise wert und hat eine Menge zu bieten. Ich kann es nur jedem empfehlen, sich die Länder abseits der „normalen“ Pfade einmal anzuschauen, um neue Wege zu beschreiten. ;)
Weiterführende Infos:
Reiseblog zum lykischen Weg:
Abenteuer Lykischer Weg: Mein ausführlicher Erfahrungsbericht (der-eskapist.de)
Podcast mit der meistgewanderten Frau der Welt – Wanderexpertin Christine Thürmer – Wie wird man so glücklich wie du?
Dann warte ich mal auf eine Einladung zum türkischen Dinner :) liest sich köstlich.
Und diese tolle Tour lag nicht nur an der Gegend, sondern an deiner wunderbaren Begleitung.
Mit Leo zu Arena? :)
Du hast recht, so eine Tour macht nicht jede/r mit. :)