Mit dem Nachtzug zum Polarkreis

Der Titel verrät es schon. Es geht mit dem Nachtzug, genauer gesagt, mit zwei Nachtzügen Richtung Norden, und zwar in den hohen Norden. 😊

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Skandinavien mit dem Zug zu bereisen, fand ich schon immer eine spannende Idee und grade im Winter hat es doch etwas romantisch, gemütliches. Also ab geht’s auf die Gleise.

Mit dem Nachtzug von Hamburg nach Stockholm

Der Start war der Hamburger Hauptbahnhof, von dem aus wir die Nacht durchfahren werden, um morgens in Stockholm aufzuwachen.

Hamburg, meine Perle
Nachtzug nach Schweden
Der Nachtzug nach Stockholm

Um ca. 22:00 Uhr trudelte der Zug ein und wir stiegen voller Abenteuerlust ein. Da wir nur ein Sechser Liegeabteil buchen konnten, war die spannendste Frage …Wer werden die anderen Personen im Abteil sein? :)

Tada! Es war eine vierköpfige Familie, die einen sehr ruhigen und entspannten Eindruck machten. Die Betten wurden ohne einen Mucks bezog und sich zügig schlafen gelegt.

Ich bezog meine Matratze im unteren Teil des mehrstöckigen Bettes und schlief besser als gedacht. Nur einmal bin ich aufgewacht, als ich hörte wie im Nachbarabteil lautstark an die Tür geklopft wurde und die Worte „POLICE!….PASSPORT!“ erklangen. Das von mir erwartete Klopfen an unserer Tür, kam nicht und so fuhren wir nach einer kurzen Pause weiter. Am nächsten Morgen versuchte ich still und leise zu sein, als ich meine Zahnbürste schnappte, um dabei keinen zu wecken. Das war aber gar nicht nötig, weil die Familie schon längst den Zug verlassen hatte. Scheinbar handelt es sich um eine dänische Ninjafamilie. :D

Da es jetzt die Sonne aufgegangen war, konnte man endlich mal den Zug und das Abteil inspizieren. Es gab eine Packung Wasser für jede Person allerdings dieses Mal anders als im Nachzug nach Budapest, kein Frühstück. Ich hab gelernt, dass es daran liegt, dass dieses nur ein Liegeabteil ist.

So sieht der Unterschied zwischen Schlaf- und Liegewagen aus:

Und einmal die Reiseroute als Broschüre. :)

Ab in den Norden

Was gibt es in Stockholm zu entdecken?

Nach einer entspannten Zugfahrt erreichten wir den Hauptbahnhof von Stockholm bei Nieselwetter und „winterlichen“ +6°C.

Hei Stockholm

Nach ein paar Metern Fußweg wehte mir allerdings die tropische Hitze Thailands um die Nase, denn ich erblickte einen 7-Eleven. :D In Süd-Ostasien stehen die an fast jeder Straßenecke und sind eine Institution.

Fehlt nur noch der rote Teppich :D

Nach dem Kurzurlaub im Warmen wollten wir entspannt frühstücken. Ich hatte im Vorfeld ein bisschen im Internet recherchiert und ein paar Frühstückspots herausgesucht. Diese waren bestimmt auch alle super, allerdings heillos überfüllt! Inklusive wartender Menschenschlange vor der Tür. Plan B! Einfach mal in den nächstbesten Laden gehen, ohne Google Bewertungen zu checken und den ganzen neumodernen Kram. Was soll ich sagen…ich habe es schnell bereut. :D

So ein komisches Porridge hab ich noch nie gegessen :D Und der creepy Kollege am Nachbartisch, der im 90° Grad Winkel neben mir saß und mich beim Essen beobachtete, machte es auch nicht besser.

Nächstes Mal stelle ich mich doch lieber in die Schlange :D

Auf dem Weg durch die Stadt waren wir nicht weit entfernt von der Stockholmer Stadtbibliothek und da diese sehr imposant sein soll, wollte ich mir das mal anschauen. Leider waren die Türen noch verschlossen und so konnten wir das Gebäude nur von außen besichtigen.

Stockholmer Stadtbibliothek

So soll die Stockholmer Stadtbibliothek von innen aussehen. :)

https://www.made-by-architects.com/user/18/t/894/x670-P1050760.JPG
https://www.made-by-architects.com/user/18/t/894/x670-P1050760.JPG

Schade, dafür stand als Nächstes eine Erkundung der Stockholmer U-Bahn an. Denn diese soll „die längste Kunstgalerie der Welt“ sein und jedem Bürger/in Kunst zugänglich machen….Es gibt dazu auch geführte Touren, aber wir entschieden uns die Unterwelt auf eigene Faust zu erkunden und wurden nicht enttäuscht.

Link zum kostenlosen Online-Guide.


Nach so viel Kelleraction wird es Zeit, die Oberwelt zu entdecken und der schwedischen „Fika“ nachzugehen, die laut Wikipedia folgende Definition hat:

Es bedeutet die Unterbrechung einer Tätigkeit, um mit der Familie, mit Freunden oder mit Kollegen Kaffee oder, seltener, ein anderes Getränk zu sich zu nehmen.

Wikipedia

Da die Stadt voll von kleinen Cafés ist, die an jeder Ecke süße Naschereien anbieten, entschieden wir uns spontan für den nächsten Laden und einer Mischung aus schwedischer Zimtschnecke und arabischen Baklava. :)

Sweet meets sweet

Im Anschluss bummelten wir noch durch das Altstadtviertel „Gamla Stan“ und dem Stockhomer Prenzelberg mit dem Namen „Södermalm„.


Zum Anschluss des Tages gönnten wir uns noch schwedische Köttbullar in dem sehr empfehlenswerten Laden „Meatballs for the people Top-Location, Top-Personal, Top-Qualität. Man muss allerdings draußen anstehen. :)

Ein Gedicht! Auf schwedisch :)

Nach diesem hervorragenden Essen erkundeten wir noch ein wenig die Gassen Stockholms und genossen den maritimen Flair der Stadt.

Hat was…
Touri on Tour

Gegen 18:00 Uhr steuerten wir den Stockholmer Bahnhof an, der wie ich finde, einer der schönsten ist, die ich bisher betreten habe.

Zu viel Zeit zum Staunen blieb uns nicht, denn der Zug fährt ein! Ciao Stockholm, es hat Spaß gemacht und mich ein bisschen an meine Reise nach Kopenhagen erinnert.

Liggvagn = Liegewagen

Wenn man mehr Zeit in Stockholm hat, sind hier noch ein paar Inspirationen. :)

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Mit dem Nachtzug von Stockholm nach Narvik.

Das sind die nächsten 1.400 km, die wir noch vor uns haben. :)

Die Route von Stockholm nach Narvik

Die Spannung steigt wieder….wer sind unsere Schlafnachbarn? Es sind vier junge Männer aus der Niederlande und das komplette Gegenteil von gestern. Es war laut, es war lustig, es wurden ABBA Hits über die Boom-Box zum Besten gegeben und das vor schwarzem Humor triefende Spiel „Cards against humanity“ gespielt.

Netherlands. 10 Points.

Mega tolle Truppe, bei der man sich sofort wohlgefühlt hat. So sehen Freundschaften aus. Nach 13 Stunden gemeinsam in einem Abteil trennten sich unsere Wege, denn die Jungs stiegen in Kiruna aus um ihren Skandinavien Urlaub von dort aus, zu starten.

Mit den Jungs hat uns aber auch unser Bahnglück etwas verlassen, denn der Zug stand im Bahnhof von Kiruna noch 3 weitere Stunden.

.Ice, Ice Baby

Und auch die Weiterfahrt gestaltete sich schleppend. Auf der Strecke nach Narvik war schon vor einigen Tagen eine Weiche gewechselt worden, da dies aber bis jetzt nicht geschehen ist, wurde der komplette Zug mit dem Bus, der als Schienenersatzverkehr fungiert, in Richtung Zielort gebracht.

Einmal bitte umsteigen

Eine weitere Stunde warteten wir noch auf den Bus und dann gings endlich weiter. :)

Mit so einem Wind und zusätzlichem Glatteis hat wohl keiner gerechnet und so kam es, dass zwei Busse von der Straße abgekommen waren. Unser Busfahrer hielt und nahm die Passagiere mit, denen glücklicherweise nichts passiert war. Das Adrenalin im Körper der jungen Männer sorgte wohl auch dafür, dass sie sehr offensiv mit den weiblichen Fahrgästen flirteten. :D


Nach sechs Stunden Verspätung erreichten wir endlich unseren Zielort Narvik.

Hei Narvik

Alle Wege führen nach Rom

Ein To-Do Stand für heute Abend aber noch auf dem Zettel. Einkaufen gehen! :D
Die Familien im Zug waren, was die Verpflegung angeht, super vorbereitet und das möchte ich für die Rückreise auch sein. Nachdem der Einkauf erledigt war, fielen wir aber auch nur noch ins Bett. :D

Gute Nacht Narvik.

Am nächsten Morgen wollte ich den Sonnenaufgang mitnehmen und stiefelte morgens durch die Stadt, um ein paar Aufnahmen zu machen.

Das Heimatmuseum von Narvik
Kreuzfahrtschiffe halten hier also auch



Und jetzt schnell zum Frühstück. Um 08:00 öffnet das Büfett und uns wurde gesagt, man sollte pünktlich sein. Das war ich zwar, aber viele andere Gäste eben auch :D Wir schnappten uns einen Platz in der zweiten Reihe und genossen das sehr, sehr gute Frühstück. Ich würde sagen, das war eins der besten, dass ich je hatte. Von selbstgemachten Waffeln über verschiedene Brotsorten, English Breakfast bis zu viel Fisch und leckeren Desserts war alles dabei. Doch, absolut zu empfehlen.

Jetzt wirds aber auch mal Zeit sich dem Ort zu widmen, in dem wir hier sind. Mal schauen, was die Hotelbroschüre uns für Ausflugstipps gibt.

OK. :D

Weitere Aktivitäten sind:

Wie wär‘s mit einer fantastischen Aussicht, ohne sich anstrengen zu müssen? Fahren Sie mit der Seilbahn auf den Berg Narvikfjellet und beobachten Sie im Sommer die Mitternachtssonne …

… oder im Winter das Nordlicht.

Wegen der großen Höhenunterschiede und hervorragenden Bedingungen zum Skifahren abseits der Piste zählt das Skigebiet Narvikfjellet zu den besten in Norwegen.Die amerikanische Zeitschrift Outside Online listet Narvikfjellet in Nordnorwegen sogar unter den zehn besten unentdeckten Skigebieten Europas.

Hier über dem Polarkreis ist die Natur ein spannender Spielplatz, und zwar zu jeder Jahreszeit.

Wir entschieden uns bis zum Check-out die Stadt zu erkunden, dessen Straßen und Fußwege allerdings Spiegelglatt waren und sich nur bedingt für einen Spaziergang eigneten. :D

Glatter als es aussieht.
Da gehts hoch
Hier hat Elon also ein Geschäft eröffnet

Eins kann ich sagen, die Landschaft ist atemberaubend schön. Der Kontrast der Berge und des Wassers und dazu der weiße Schnee haben etwas Magisches. Ich hätte mich gefreut, hier noch etwas mehr Zeit zu verbringen, vor allem um die Natur noch weiter zu entdecken.

Nach überlebter Schlitterpartie und erfolgreichem Check-out nahmen wir unsere Rucksäcke und besuchten das Narvik Kriegsmuseum, das in jedem Reiseführer empfohlen wird. Zu Recht! Es macht die Schlacht um Narvik auf interaktive und zugleich gruselig realistischerweise sichtbar. Mir war bisher trotz Geschichtsunterricht und intensiver Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg nicht bewusst, dass es hier eine große Schlacht gegeben hat.

Rückreise im Nachtzug nach Stockholm

Als wir am Bahnhof von Narvik eintrudelten, erkannten wir auch schon die ersten Mitreisenden vom Vortag und wir alle hofften das gleiche, „Hoffentlich kommen wir ohne Verspätung nach Stockholm.“ :D

Hier kommt aktuell kein Zug

Im Bahnhofsgebäude stand ein Filmaufsteller, der die Netflixproduktion „Narvik“ bewirbt. Die Bewertungen sind zwar nicht der Hit, aber vielleicht bekommt man nochmal eine andere Sicht auf die Schlacht um Narvik.

Ich hab mir den Film nach der Rückreise angeschaut und finde, man kann ihn gucken es ist aber kein Must-see.

Jetzt geht es aber erstmal wieder in den Bus und eine Stunde in den Süden, dieses Mal allerdings bei Tageslicht und tollem Blick auf die Berge.

Der Blick aus dem Fenster ließ mich fast hypnotisiert auf die Umgebung schauen, so schön war es. Ab und zu gab es ein paar Dinge, die man bei uns nicht sieht, wie zum Beispiel einen fahrenden Snowscooter mit Anhänger für die Kinder oder ein Pärchen, das auf einem riesigen vereisten See spazieren ging. Außerdem konnten wir jetzt erkennen, warum die Zugstrecke nicht mit dem Zug befahrbar war, denn die Güterloren, die das Eisenerz transportierten waren entgleist und machten eine Durchfahrt unmöglich.

Nach der einstündigen Busfahrt, ging es wie am Tag zuvor weiter mit dem Zug, mit dem wir weiter fuhren, bis wir unseren Nachtzug erreichten. Beim Beziehen der Betten saß jetzt jeder Handgriff und so konnten wir uns zügig schlafen legen. Dieses Mal teilten wir uns das Abteil mit einem deutschen und einem indischen Pärchen. Einziger Unterschied war, dass wir dieses Mal in den oberen Betten schliefen, ging aber auch super. :D

Die Nacht war entspannt und am nächsten Morgen erzählte uns das deutsche Pärchen von ihren Abenteuern auf den Lofoten, zeigten uns Fotos von Nordlichtern und berichteten von der Nachtzugreise mit dem Santa-Claus Express durch Finnland. Das sind inspirierende Pläne für die nächste Reise durch Skandinavien.

Das Beste war allerdings, dass wir im Zeitplan waren! Zumindest bis zur drittletzten Station vor Stockholm, hier ertönte nämlich die Durchsage „Sorry, we are waiting for the traindriver. It can take one hour.

Und das tat es wirklich. Da wir somit unseren Anschlusszug verpassten, checkten wir alle Alternativen: „Andere Züge, Flixbus, Bla Bla Car und auf einen völlig überteuerten Flug, den wir aber nehmen mussten, wenn wir noch am selben Tag Hamburg erreichen wollten.

Ciao Nachtzug! Jetzt wird geflogen.

Bäm gebucht und auf gehts zum Flughafen von Stockholm, an dem wir erstmal eine Zusatzgebühr zahlen mussten, weil unser Zug ja eigentlich bis Stockholm Hauptbahnhof und nicht Flughafen fährt. :D Bisschen strange, aber nun gut.

Wir trafen unser indisches Pärchen, die auch nicht wirklich zufrieden mit der Preispolitik zu sein schien. :D Dafür war dann der Flug nach Helsinki top und der Rückflug nach Hamburg lief auch reibungslos. Danke an Finair

Finnland von oben
Hei Suomi
Lets fly to Hamburg

Fazit: Was hab ich gelernt? Bei Zugreisen immer etwas mehr Zeit einplanen :)

Die Reise war ein kleines Abenteuer, vor allem die Fahrt mit den Nachtzügen und der Blick auf die weiße schneebedeckte Landschaft haben sich gut angefühlt. Stockholm ist eine spannende Stadt und auch obwohl Narvik klein ist und auf den ersten Blick nicht wie eine Schönheit erscheint, hat es seinen Reiz. Ich fand es super und freue mich auf die nächste Tour. :)

PS: So kalt wie es auf den Fotos scheint, war es gar nicht. :D Die Temperaturen beliefen sich in Narvik knapp über den Gefrierpunkt. Da hat sich die neue Winterhosen-Jackenkombination gar nicht gelohnt. :D

Na vielleicht beim nächsten mal mit dem Santa-Clause Express. :)

Weiterführende Infos:


Anbei eine interaktive Karte der europäischen Nachtzugverbindungen.

Bücher:

Reisehandbuch Europa mit dem Zug: Reiseführer Zug und Bahn – 2. Ausgabe

Nachtzugreisen: Die schönsten Strecken Europas

Bildband Entdecke Europa mit dem Zug: Entspannt und nachhaltig durch den Kontinent

Aktivitäten:

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