Ich habe letztes Jahr das erste Mal vom Festival der Utopie gehört und es sind Schlagwörter gefallen wie „Experimente, Zukunft, Workshops, viele interessante Menschen, lockere Atmosphäre“, allerdings konnte ich mir nicht so richtig etwas darunter vorstellen und habe es zunächst im Hinterkopf geparkt, bis mir „Das Festival der Utopie 2016“ bei Facebook als Veranstaltung vorgeschlagen wurde.(Danke an Mark Zuckerberg und seinen tollen Algorithmen).
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Ich meldete mich ca. zwei Monate vorher an und konnte auch noch meinen Bruder überzeugen mitzumachen. Auf der Internetseite selbst gab es noch nicht wirklich viel Informationen außer einem kurzen Teaser und einigen Fotos:
Quelle: https://www.facebook.com/FestivalDerUtopie/?ref=ts&fref=ts
Ok…hmm…mal schauen, was da passiert. Circa zwei Wochen vorher musste sich jede_r Teilnemehr_in für einen von neun Workshops entscheiden. Folgende standen zur Auswahl:
Dragon Dreaming: Utopische Projekte werden vom Träumen, über das Planen, Machen und Feiern realisiert.
Time to think: Es wird ein Freiraum für ein utopisches Denken gegeben.
Improvisation: Spielerisch trainiert werden Präsenz, Kreativität und Teamfähigkeit.
LEGO Serious Play: LEGO als Kommunikations- und Darstellungsmethode abstrakter Ideen.
Yoga Thinking: Design Thingking wird kombiniert mit Körper,. Atem und Meditationstechniken
Storyboarding with Scenes: Visualisierungsmethode einer frühen Konzeptidee.
Podcast: Kreativität hörbar machen. Tipps und Tricks rund um das Thema Hören, Sprechen und erstellen von Podcasts.
Design with Intent: Erlenen und Anwenden von strategischen Design Methoden.
Kreatives Schreiben: Experimentieren mit Sprache, Wortkreationen, Gedanken um somit kollaborative Utopien zu entwickeln.
Man durfte sich eine Wunschliste mit den drei Lieblingsworkshops erstellen. Meine Liste sah folgendermaßen aus:
- LEGO Serious Play
- Improvisation
- Dragon Dreaming
Eine Woche vor dem Festival bekam ich eine Mail, in der mein Workshop bekannt gegeben wurde und es war *Trommelwirbel*… IMPROVISATION. Meine ersten Gedanken dazu waren „SCHADE KEIN LEGO :( Wie das wohl wird…ich hab noch nie Improvisationstheater gespielt. Ob die anderen das wohl können? Ob man sich wohl lächerlich macht?“ Aber ich habe mich auch darauf gefreut, denn somit verlasse ich meinen Kreis der Gewohnheiten und das ist es doch, worum es bei solch einer Veranstaltung geht.
Außerdem gab es jetzt noch einige Infos auf der Website des Festivals:
Es ist wieder soweit: Lass uns utopisches Land ausrufen und der Fantasie freien Lauf lassen! Lass uns leben, als wäre alles gut! Lass uns Gedankengebäude und Luftschlösser aus Visionen errichten und ein Wochenende verbringen, an dem Bedenken vor dem Tor warten müssen!
Das Festival der Utopie erobert erneut einen vergessenen Ort in der Region Braunschweig-Wolfsburg und verwandelt ihn für ein Wochenende in die Hauptstadt der Utopie. Lass uns gemeinsam mit wilden Gedanken und klopfenden Herzen die alte Zeilfelder Pumpenfabrik in Helmstedt zu einem Ort machen, an dem alles möglich ist!
Unser diesjähriges Thema heißt ›Gesellschaft‹. Was können wir in unserer Gesellschaft verändern und wie wollen wir (zusammen) leben?
Der Veranstalter ist die „Allianz für die Region GmbH, die sich für eine starke und attraktive Region Braunschweig-Wolfsburg einsetzt und Kräfte aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft bündelt. Die Firmen bretschneider und Wolfsburg AG sponsern das Festival.
Quelle: http://www.festival-der-utopie.de
So viel zu der Vorbereitung. Wir spulen vor bis zum Freitag den 03.06, Tag 1:
Philipp und ich erreichten gegen 15 Uhr den Parkplatz einer Schule in Helmstedt und gingen zum Gelände gegenüber auf dem das Festival stattfinden sollte.
Auf dem Weg zum Festival-Büro begegneten wir schon zahlreichen Utopisten, die es sich auf dem Gelände gemütlich gemacht haben. Im Austausch gegen das Ticket bekamen wir eine Tasche, das Festivalprogramm, Namensschildchen zum aufkleben und eine Wundertüte, die erst am Samstagabend aufgemacht werden durfte….Wundertüte…das geht ja schon gut los :)
Als Festivalort diente die alte Zeilfelder Pumpenfabrik in Helmstedt, die durch die Deko der Organisatoren einen ganz besonderen Charme ausstrahlte.
Wir erkundeten noch eine Weile das Gelände und die Gebäude, bis eine Posaune ertönte, denn das war das Signal sich in dem großen Raum zu versammeln.
Da saßen nun ca. 120 Festivalbesucher (jung und jung gebliebene) und wir wurden herzlichst von den Organisatoren begrüßt. Nach einem kurzen Abriss wie die nächsten Tage verlaufen kamen wir auch schon zur ersten Kennenlernübung. „Steht doch mal auf, sucht euch eine Person und schaut ihr drei Minuten in die Augen ohne etwas zu sagen“. Für mich war diese Situation sehr intensiv, interessant und irgendwie auch intim. Das nenn ich mal einen Einstieg :D
Nach den drei Minuten unterhielt ich mich mit meiner Gegenüber über diese Situation und wir hatten ähnliche Gedanken, Gefühle. So was macht man ja schließlich auch nicht alle Tage.
Die zweite Kennenlernübung bestand darin sich drei Personen zu suchen, um sich dann den anderen vorzustellen. Ich habe dabei eine sehr lustige, energiegeladene Truppe erwischt.
Nach den ersten Beschnupperungsaktionen kamen wir zu den „Wissensduschen“ (kurze Impulsvorträge von ca. 30 min)
Dabei lauschte ich den folgenden beiden Themen:
„Sanktionsfrei: Ein Projekt, das sich um die Umgestaltung des Hartz IV Systems hinzu einer sanktionsfreien Mindestsicherung beschäftigt.
https://sanktionsfrei.de
„CO-X“: Hier wurden verschiedene Unternehmen vorgestellt, die alte Systeme (hierarchische Strukturen, ständiges Wachstum, ) aufbrechen und neue Wege gehen. Interessant ist auch der Film zu diesen Themen.
https://vimeo.com/118219210
Nach diesem interessanten Input gab es auch schon Abendbrot, das von der solidarischen Landwirtschaft Groß Dahlum bereitgestellt wurde. Ein Konzept, bei dem sich die Ernte geteilt wird. Ich werde beim Hoffest in diesem Jahr auf jeden Fall vorbeischauen und überlege ernsthaft, ob ich mir auch einen Anteil hole.
http://www.solawi-dahlum.de
Während des Essens kam ich auch mit meinen Sitznachbarn ins Gespräch…Wie stellt ihr euch eure Zukunft vor?! Dabei wurden Themen wie: Mobilität, Gesellschaft, Arbeit, Zusammenleben, Bildung Ökologie und Ernährung diskutiert. Ich finde es dabei immer sehr inspirierend, wenn man sich mal wieder mit anderen Menschen über Themen unterhält und andere Ansichten hört. Sollte ich öfter machen!
Nach dem Abendbrot gab es ein „Gehspräch“ mit der Workshopgruppe, wir hatten also Zeit und etwas kennenzulernen und dabei spazieren zu gehen :) Eine sehr angenehme Kombi! Meine Gruppe bestand aus insgesamt zehn Personen + Workshopleiterin. Ich unterhielt mich noch mit dem ein oder anderen aus der Gruppe und war schon voller Vorfreude auf den nächsten Tag.
Die Nacht verbrachte ich in meinem Bett, denn ich konnte mich nicht motivieren das Zelt aufzubauen oder in der gegenüberliegenden Schule zu schlafen.
Eine sehr gute Entscheidung denn ich war ausgeschlafen und fit für Tag 2.
Dieser begann mit einem gemeinschaftlichen Yoga Workout mit anschließender Meditation. Es macht einfach Spaß so in den Tag zu starten, ich fühl mich zumindest frischer, glücklicher und zufriedener.
Im Anschluss fanden wir uns in den jeweiligen Workshopräumen ein :)
Nach einer kurzen Vorstellrunde und einem Namensspiel hatte ich so gut wie alle Namen drauf :) Die Workshopleiterin Anita, führte uns spielerisch an das Improvisieren heran. Bestandteile dabei waren Gestik, Mimik und schnelles handeln. Am besten ohne viel nachzudenken. BÄM!!! Kurz vor der Mittagspause hatte jede Gruppe auch schon eine utopische Geschichte am Start. :)
Vor dem Mittag stellte das Orga-Team noch zwei Gimmicks vor:
„Hashtagkrepp“: Es gab Kreppband und Filzstifte. Die Idee war Themen aufzuschreiben, die uns interessieren und mit denen wir uns identifizieren. So konnte jede_r zeigen, über welches Thema er/sie sprechen möchte. Ich find die Idee sehr gelungen, denn so fällt einem der Einstieg in ein Gespräch doch sehr sehr einfach. Ich nehm das mal mit für meine nächste Party :)
„Sugar-Cubes“: Jede_r Teilnehmer_in hatte einen Briefkasten, der natürlich auch gefüllt werden möchte und so wurde geschrieben, gemalt, gebastelt um Komplimente, Lob, (Liebes-)Briefe zu verteilen. Die Sugar-Cubes müssen einfach nächstes Jahr wieder dabei sein! :)
Das erinnert mich übrigends an meine Idee. Am 25.06.2016 ist der „Utopie-Aktionstag“ und ich habe eine Idee für Braunschweig eingereicht. Verteilt doch an diesem Tag einfach mal bewusst Lob und Komplimente :)
http://utopie-aktionstag.de
https://www.facebook.com/events/634364823393281/
Zum Mittagessen gabs leckeren Spargel, Kartoffel und Salat. MHHHHH und alles so frisch :) Ich habe mich diesmal wieder an einen Tisch mit Leuten gesetzt, die ich noch nicht kannte. Sollte ich auch mal in der Kantine machen…wir bestimmt ein spannendes Experiment.
Den Nachmittag verbrachten alle wieder in ihren Workshops. Wir gingen dazu an die frische Luft und probten komplexere Szenen um den Auftritt am nächsten Tag so perfekt wie möglich zu machen. :) Das spannende dabei ist, dass das Publikum entscheidet was gespielt werden soll…Wir wurden auf jeden Fall immer sicherer und es war einfach lustig und harmonisch mit der Gruppe!!! Im nächsten Jahr möchte ich auch wieder beim Improtheater sein :D
Nach dieser schauspielerischen Höchstleistung stand schon wieder das Abendbrot auf dem Programm um den zweiten Tag so langsam ausklingen zu lassen. ABER es gab da ja noch die Wundertüten :)
Also setzten wir uns alle in einem Kreis und öffneten unsere Wundertüten im Schein des Lagerfeuers (Ein Design Lagerfeuer).
Jeder_r fand in den Wundertüten mehrere Teile, die zu einer utopischen Welt zusammengefügt werden sollte. Das heißt mit Kleber, Schere und Knete bewaffnen und los geht’s…Das Ergebnis kann sich doch sehen lassen :) Wir tanzten, sangen, feierten und verschönerten das Gelände noch bis spät in die Nacht. Das war ein gelungener zweiter Festivaltag.
Tag 3 (05.06.2016)
Den letzten Tag des Festivals begann ich bewusst etwas früher, um noch Zucker für die Cubes zu verteilen. Ich leerte natürlich auch mein eigenes Postfach und freute mich über die netten Worte :).
um 9:00 Uhr war wieder meditieren angesagt. Einfach mal nichts tun außer in sich hineinhören…sehr entspannend.
Im Anschluss ging es für eine Stunde in die Gruppen um die Präsentationen vorzubereiten. Das hieß bei uns Assoziationsspiele und viel gute Laune :D
Diese gute Laune versprühten wir auch bei unserer Präsentation vor ca. 100 Leuten. Ich war allerdings viel weniger aufgeregt als bei einer Präsentation auf der Arbeit.
Das Ziel war eine zehnminütige Vorstellung unserer erlernten Fähigkeiten und so entwarf das Publikum eine Szene, die wir spielten. Der Ort, der bestimmt wurde war ein Bahnhof. Also mussten wir versuchen zu deuten, was der jeweils andere spielt und uns so gut wie möglich integrieren. Wir hatten verschiedene Szenen, in die wir hineinzoomten um zu schauen, was dort passiert. Ich spielte dabei einen hüpfenden Mann, der sich mit einer lispelnden Frau über Wurstsalat unterhielt…
Der Auftritt hat sehr viel spaß gemacht und das Publikum war auch sehr begeistert. Alles in allem eine gelungene Präsentation.
Das Gleiche gilt für die anderen acht Gruppen, von denen sich jede unglaublich viel Mühe gegeben hat.
Leider war es dann auch viel schneller vorbei, als ich gedacht habe. Die Zeit ist wie im Flug vergangen…Die Posaune wurde ein letztes Mal gespielt und die Organisatoren bedankten und verabschiedeten sich. Ich hatte das Gefühl keiner möchte so richtig aufstehen und gehen, sondern noch ein wenig die Energie spüren, die in diesen drei Tagen versprüht wurde und so blieb ich auch noch ein wenig auf dem Gelände. Unser Improvisationsteam machte noch ein Gruppenfoto und so nach und nach verabschiedeten wir uns voneinander. Ein weinendes und ein lachendes Auge, mit der Aussicht auf ein Festival der Utopie 2017! Wenn es stattfindet, bin ich dabei :)
Vielen Dank für dieses wunderschön inspirierende Wochenende!!! Einen riesengroßen Dank an: die Organisation, die Workshopleiter_innen, das Catering, die Strippenzieher, die Wissensduschen, die Techniker, dem Wachhund, die Teilnehmer_innen, das Wetter. Meine Erwartungen wurden absolut übertroffen!!!! Es war einfach perfekt! Ich freu mich schon auf nächstes Jahr :)
Ich konnte mit unter diesem Festival erst nichts vorstellen, danke das du deine Einblicke hier teilst! :)
Fantastischer Christian, vielen Dank für deinen tollen Bericht!
Für uns immer wieder sehr spannend so ein detaillierter Einblick eines Teilnehmers. Vielleicht sollten wir daran arbeiten schon im Vorfeld deutlicher zu machen was einen beim Festival der Utopie erwartet.
:)
Liebe Grüße
Kristof
Die Zukunft gehört denen die sie gestaltet. Wer Gewissheit hat wird die Gestaltung der Gegenwart ins ewige Morgan weiterleiten. Utopie ist keine Spinnerei, es ist der weg ins scheinbar Ausweg lose. Der Neubeginn einer Zeit voller Hoffnung , ein Beginn eines anderen Zeitalters. Last es uns aus probieren.